Wann wir uns Dinge merken können

Kannst du dich an den Schulstoff der 6. Klasse erinnern?
Kannst du dich an deine Schulkameraden/-innen der 6. Klasse erinnern?

Wahrscheinlich kannst du die zweite Frage wesentlich besser und schneller beantworten als die erste. Aber warum ist das so? Warum erinnern wir uns an gewisse Dinge bis an unser Lebensende und warum vergessen wir gewisse Sachen nur 10 Minuten nachdem wir sie gehört haben?

Tatsächlich ist dafür unser Gehirn verantwortlich, also zumindest ein kleiner Teil davon: Das limbische System.

Sagen wir unser Grosshirn ist eine Art Nachtclub und natürlich wollen alle in diesen Club rein. Sprich alle Informationen wollen langfristig abgespeichert werden. Sofern man aber alle in den Club lassen würde, wäre dieser ziemlich schnell voll. Also muss ein Türsteher her und zwar das limbische System. Es nimmt eine Auslese vor an allem was rein will und das, nach einem einzigen Kriterium: Löst die Information eine Emotion aus – kommst du rein. Löst du keine Information aus – kommst du höchstens in das Vorzimmer des Clubs aber schlussendlich bleibst du draussen.

Somit haben alle im Club eine riesen emotionale Party :D.

Als ich mich mit dem limbischen System beschäftigt habe, ist mir so einiges klar geworden. Warum ich meiner Meinung nach bei den meisten meiner Lehrer nichts gelernt habe. Warum es aber 2-3 Lehrer in meiner Schulzeit gab von denen ich noch extrem viel weiss – auch unnütze Dinge.

Warum ich in meiner Speaker Ausbildung in Köln soviel gelernt habe wie noch nie. Natürlich hängt alles genau mit diesem limbischen System zusammen. Die meisten meiner bisherigen Lehrer haben mit ihrem Stoff schlichtweg keine Emotion bei mir ausgelöst. In Köln, wo die Dozenten das Prinzip des Lernverhaltens über Emotionen kennen, haben sie dies so eingesetzt, dass die Lernkurve unglaublich hoch war.

Wenn wir uns diesem Prinzip bewusst sind, dass nur über Emotionen langfristig gelernt werden kann – können wir anfangen in unserem Tätigkeitsbereich Botschaften langfristig zu vermitteln.

 

 

Ich habe mich gefragt wie es an unseren Universitäten aussieht, ob die Dozenten dort fähig sind ein Thema über Emotionen zu vermitteln. Darum habe ich verschiedene ehemalige sowie aktive Studenten in meinem Umfeld gefragt – das Resultat war ernüchternd und findest du hier!

Wie du Aufmerksamkeit gewinnst

Du bist soeben in den Zug eingestiegen und setzt dich in ein Abteil. Wie lange dauert es, bis du dein Handy hervor nimmst?

Also bei mir sind es keine 30 Sekunden bis ich anfange Mails anzuschauen, Social Media zu checken oder mal auf den News Portalen surfe. Durch das ständige erreichbar sein, befinden wir uns in einer permanenten Beschallung. Dies möchte ich nicht werten ob dies gut oder schlecht ist – schlussendlich ist es einfach Fakt.

Doch was für eine Auswirkung hat diese Ablenkung? Ich glaube sie geht mit einem Verlust der Aufmerksamkeitsspanne einher. Immer häufiger beobachte ich bei Vorträgen ja sogar bei Meetings, dass wenn es langweilig ist einfach mal das Handy oder Tablet gezückt wird.

Eigentlich haben wir unbewusst einen Gradmesser für Langeweile geschaffen. Je mehr Menschen man mit dem Handy in der Hand im Publikum sitzen sieht desto langweiliger ist der Speech oder eben das Meeting.

Um es auf den Punkt zu bringen: Wir müssen heute mehr leisten um die Aufmerksamkeit eines Publikums zu gewinnen und zu halten. Darum müssen diese 0815 Zahlen Daten Fakten Vorträge ausssterben, weil diese zu einem sofortigen Verlust der Aufmerksamkeit führen.

Wir leben in einer unterhaltungsstarken Zeit also muss auch ein Speech unterhalten – er soll zum Erlebnis werden. Dies erreichen wir durch folgende Punkte:

  • 100% Energie des Sprechers
  • Emotionen zeigen
  • Mit Geschichten arbeiten
  • Publikum integrieren
  • Bewegung, Gestik und Mimik müssen stimmen
  • Richtiger Einsatz von Präsentationshilfsmittel

Es scheint viel zu sein aber alle hängen miteinander zusammen und lassen sich auf eine einzige Regel zurück führen – den Beitrag dazu findest du hier.

Weiteres zum Thema Aufmerksamkeit und wie diese zu gewinnen ist erfährst du im Video:

Die eine wichtige Regel

Wenn man sich eingehender mit Rhetorik und dem Sprechen vor Menschen beschäftigt stösst man schnell auf unzählig Regeln, die man beachten sollte. Viele dieser Regeln sehe ich persönlich als ziemlich überflüssig und verwirrend an aber es gibt für mich eine Regel, die über allem steht und wenn man diese berücksichtigt automatisch schon unglaublich viel richtig macht.

Es geht immer um das Publikum – nie um den Sprecher

Als ein Dozent von mir, diese Regeln als die Essenz des Public Speakings vorstellte wusste ich nicht genau, wie ich diese zu interpretieren habe. Es ging seine Zeit bis ich verstanden habe was er damit mein. Ich möchte versuchen, das kurz zu erklären.

Es geht darum, dass es der Sprecher dem Publikum möglichst einfach machen soll etwas zu lernen und nicht, dass es der Sprecher möglichst einfach auf der Bühne hat.

Ein paar Beispiele:
Der Sprecher hat seinen kompletten Text auf der PowerPoint Präsentation abgebildet: Somit dient die Präsentation nicht als Hilfsmittel für das Publikum zu lernen sondern als persönlicher Sprickzettel des Referenten.

Der Sprecher steht hinter einem Podium: Das Publikum sieht lediglich 25% des Redners, wichtige rhetorische Komponente wie Gestik und Körperhaltung gehen verloren. Zusätzlich schafft das Podium eine Distanz zwischen Redner und Publikum. Somit hat es sich der Redner einfach gemacht und schwer für das Publikum.

Ein Redner steht vor den Menschen und zeigt Emotionen: Auf der Bühne zu stehen und den Menschen seine Emotionen zu zeigen und sie daran teilhaben zu lassen, ist unfassbar anstrengend. Aber es führt dazu, dass das Publikum sich Dinge aus dem Speech merken kann. Dann geht es um das Publikum und nicht um den Sprecher.

Ich habe diese Regel ebenfalls versucht in diesem Video zu erläutern. Viel Spass!

 

Wie spannend waren deine Dozenten?

Habe mir mal den Spass gemacht und ein paar ehemalige sowie aktive Studenten aus meinem Umfeld gefragt wie viele ihrer Dozenten eigentlich wirklich spannend waren. Sprich bei welchen Dozenten hat dich der Unterricht mitgerissen und dich animiert. Die Antworten waren recht ernüchternd. Der durchschnittliche Wert betrug 2 von 10 Dozenten waren spannend. Interessanterweise waren auch jene 2 bei denen die jeweiligen Studenten auch am meisten gelernt haben nach eigener Aussage.

2 von 10?

Ich weiss nicht wie es dir geht aber ich finde das ziemlich wenig wenn wir bedenken, dass wir Jahre unseres Lebens für ein Studium oder eine Schule aufwenden. Wir bezahlen mit unserer Aufmerksamkeit und nicht selten ziemlich viel Geld dafür, dass wir einfach physisch anwesend sein müssen. Den Stoff zuhause sowieso nochmals komplett repetieren müssen um uns die Chance auf eine gute Note zu erarbeiten.

Für mich geht hier eine ganz wichtig Grundlage des Lernens verloren und zwar dass langfristiges Lernen nur über Emotionen möglich ist. Habe ich aber einen Dozenten der mir Zahlen, Daten und Fakten um die Ohren haut und dies noch in einer möglichst distanzierten und kühlen Art, wird das Wissen nicht lange im Hirn bestehen können.

Weiteres zum Thema findest du im Video.

 

 

Tatsächlich ist unser Hirn darauf ausgelegt über Emotionen zu lernen. Verantwortlich dafür ist das limbische System.
Falls dich das interessiert geht es hier zum Video.

Mein bisheriger Weg als Render

In einem anderen Beitrag habe ich schonmal meine Anfänge als Redner und meine frühen Experimente mit Vorträgen in meiner Ausbildung erläutert.

Den Text findest du hier

In diesem Abschnitt möchte ich dich gerne noch etwas weiter mitnehmen auf meiner Reise hin zum Public Speaking:

Wie schon gesagt in meiner Ausbildung an der Handelsmittelschule Schaffhausen hörte ich selbst viele Vorträge und durfte selbst viele Vorträge halten. Es gab viel gutes in dieser Ausbildung aber ehrlich gesagt sind die Vorträge bis heute für mich mit Abstand das Beste!

2012 schloss ich den schulischen Teil meiner Ausbildung ab und es folgte ein Jahr Praktikum bei einer Firma für Mechatronik und Elektromobilität. Nach einem ziemlich gescheiterten Einstieg in der Buchhaltung, setzten mich die Geschäftsführer probeweise im Verkaufsaussendienst ein. Dieser interne Wechsel hat auf jeden Fall gefruchtet und ich konnte mein kommunikatives Talent ausleben und einsetzten.

Nach einem halben Jahr fand ein grosses Event, auf dem Firmenareal statt, wo sich auch eben jenes Unternehmen befand. Auch wir wurden darum angefragt kurz das Unternehmen und unsere Produkte vorzustellen. Schon dort setzte ich mich sofort ein, einen Teil dieser Präsentation zu übernehmen. Mit Erfolg. Aber schon dort musste ich das erste Mal lernen, dass im Firmenalltag gewisse Formen bei einer Präsentation eingehalten werden müssen. Ich konnte es zwar nicht verstehen aber ich beugte mich natürlich. Nichts desto trotz mit 19 Jahren das erste Mal erfolgreich vor einer Gruppe von etwa 30 Personen gesprochen. Alle waren zufrieden ich soweit auch.

2013 folgte dann eine etwas andere Ausbildung im Bereich der Kunst vor Menschen zu sprechen: Das Schweizer Militär. Nach 9 Wochen Rekrutenschule gab es für mich kein entkommen und ich wurde in die Unteroffiziersschule nach Airolo gesteckt. Ausbildungen in Führung, Befehlsgebung, Gruppendynamik und Persönlichkeit folgten. Eine lehrreiche aber auch anstrengende Zeit. Und plötzlich stehst du da mit zarten 21 Jahren und musst deine Rekruten führen. Für mich eine Schule die ich nie wieder vergessen werde in meinem Leben – denn wo sonst hat ein 21 jähriger die Möglichkeit völlig frei Führungsstile auszuprobieren und was Menschen unter den schwierigsten Bedingungen zur Erbringung eines gemeinsamen Resultats bringt. Ich entdeckte damals die stark dominante Seite, die ich in meinem Persönlichkeitsprofil mitbringe. Ich machte die Erfahrung dass man mit lauter Stimme und harten Worten durchaus zum Ziel kommt aber es definitiv nicht die beste Lösung ist.

2015 stieg ich dann richtig in das Berufsleben ein. Die Stelle als Fundraising Manager bei World Vision Schweiz stand an. Der Auftrag eines Fundraising Managers bestand darin bei Firmen Spendengelder zu akquirieren. In diesem Falle musst ich eigentlich nichts anders machen als Emotionen zu verkaufen. Dies lernte ich wohl ziemlich schnell und bekam eine grundlegende Erfahrung mit auf dem Weg, die mir noch sehr zu gute kommen würde: Die Fähigkeit Emotionen zu transportieren und Menschen mit meiner Begeisterung für eine Sache anzustecken. Da ich in meiner Zeit bei World Vision direkt an der Umstrukturierung des Kerngeschäfts unseres Teams beteiligt war, kam für mich plötzlich die einmalige Chance, interne Schulungen abzuhalten über das Kerngeschäft des Corporate Team. Auf einmal stand ich im Fokus der ganzen Belegschaft und sprach immer wieder vor den 90 Mitarbeitern und ich habe es jedes Mal geliebt. Externe Möglichkeiten für Vorträge liessen nicht lange auf sich warten. Einmal sprach ich vor einer Gruppe von 5 Personen über das Geschäft von World Vision, einmal vor 50 Personen oder auch mal vor einer ganzen Schule. Ich habe damals so viel über Public Speaking gelernt – vor allem durch Fehler die ich gemacht habe. Aber durch die Reflexion nach jedem einzelnen Speech konnte ich mich stetig weiterentwickeln.

Diese Erfahrung gekrönt hat für mich mein erster Auftritt als Key Note Speaker im Alter von 24 Jahren am ersten Swiss Sales Forum: Wochen der Vorbereitung lagen hinter mir und ich brannte auf die Erfahrung auf der grossen Bühne vor mehren hundert Menschen zu sprechen. Und wie das Leben so spielt in diesen Momenten hatte ich am Tag des Events 39 Grad Fieber. Ich schwitzte und meine Stimme war ebenfalls auf dem besten Weg sich früher oder später zu verabschieden. Doch ich hatte zu lange auf diesen Moment gewartet um jetzt aufzugeben. Also stand ich auf diese Bühne und gab alles was ich hatte. Ich war wohl an meinem bisher schlechtesten Tag besser als je zuvor. Damals und bis heute ein grosser Erfolg für mich.

Ich wollte mich jedoch weiter entwickeln und nicht stillstehen. Ich wollte meine Kommunikationsskills verbessern und stiess auf den Einsatz des Schweizer Militärs im Kosovo und die Funktion als Public Information Officers. Nicht lange gezögert habe ich mich gleich beworben und wurde gleich abgelehnt. Nicht das richtige Profil hiess es. Ich liess mich durch Voraussetzungen wie Kommunikations- oder Journalismusstudium nicht abschrecken und sammelte alles was ich an Material hatte – wo ich jemals vor Menschen gesprochen habe oder etwas mit Kommunikation zu tun hatte. Verpackte alles in eine Bewerbung und startete nochmals ein Versuch. Dieser Effort hat sich gelohnt und ich wurde zum Assessment eingeladen und später eingestellt – Kontingent 37 als Public Information Officer kurz PIO. Und wieder stand ich im Tarnanzug da und erhielt die Möglichkeit vor Menschen zu sprechen und wieder musste ich mich vielen Formen des Bundes beugen. Präsentation hatten nach Schema F auszusehen – es musste offiziell begrüsst werden und man musste, das mir so verhasste Rednerpult, benutzen. Obwohl mir all diese Dinge zu wieder waren wollte ich auch hier das Maximum an Input für mich rausholen. Das für mich prägendste Ereignis im Bereich des Public Speaking war ein kurzer Speech am Besuchstag vor Familien und Freunden aller Angehörigen unseres Kontingents – geschätzt etwa 600 – 800 Personen.

All diese Erfahrungen bis knapp Mitte 20 haben mich hungrig gemacht – hungrig mehr über das Thema Public Speaking und Rhetorik zu lernen. Aber ich wollte einmal mehr nicht das tun was man von mir erwartete – was mit Sicherheit ein Studium oder eine weiterführende Schule gewesen wäre. Ich wollte von den Besten lernen – ich wollte von denjenigen Lernen die Hallen und Stadien füllen mit Menschen die hohe Preise zahlen um sie sprechen zu hören. Von YouTube kannte ich die Videos von Gedankentanken und die Redner die dort auftraten brachten all das mit was ich auch beherrschen wollte. Der Wille war da, das Geld, welches ich im Einsatz verdient habe, ebenfalls und ich meldete mich für die Trainer Masterclass in Köln an. Es folgte ein Jahr mit regelmässigen Pflichtterminen in Köln. Vor jedem Seminar glänzten meine Augen von neuem, wenn ich wusste, dass ich gleich von einem Redner lernen durfte, den ich bis anhin nur aus dem Internet kannte. Die Möglichkeit mit für mich grossen Vorbildern zu sprechen und ihnen all die über Jahre angestauten Fragen zu stellen. Ich habe in diesem Jahr wohl soviel gelernt wie ich in meiner gesamten Schulzeit nicht gelernt habe.

Schon während der Ausbildung wurde mir aber etwas klar: Ich wollte mich nicht mehr irgendwelchen Formen eines Unternehmens beugen. Ich wollte das alles so machen wie ich es für richtig und effektiv halte. Den Schritt in eine Selbständigkeit zu wagen war kein einfacher insbesondere da ich in einem Unternehmerhaushalt gross geworden bin und nur zu gut die Schattenseiten dieses Abenteuers kannte. Doch der Wunsch Vorträge und Trainings nach meinen Erfahrungen und meiner gestalterischen Freiheit zu halten war grösser.

Und jetzt bin ich hier und blicke auf meine ganzen bisherigen Erfahrungen zurück, auf jene auf die ich stolz bin und auf jene die mich nicht so stolz machen. Ich blicke auf viele Vorträge zurück, die ich in den unterschiedlichen Funktionen halten durfte und ich blicke auf noch viel mehr Vorträge zurück die ich selbst als Zuschauer erlebt habe – Das alles ist Teil dieses Wegs und dieser Weg hat gerade erst begonnen!